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Automobil Revue Nr. 20 vom 19. Mai 2005

Ferrari 212 Export Vignale 1951-mehr als 50 Jahre danach

Dieser-exact dieser-212 Export war Gegenstand des ersten Prüfungsberichtes eines Ferrari durch die Medien überhaupt. Im Juni 1951 realisiert vom späteren Chefredakteur der Automobil Revue.

Kürzlich haben wir den Roadster wieder getroffen.

Ein automobiler Lebenslauf.

Kein aktives Redaktionsmitglied kann sich an die Umstände des Tests über den Ferrari212 Export erinnern. Hansjörg Bendel, Mitglied der damaligen AR-Crew, dafür umso besser.

Und vom späteren Chefredakteur Robert Braunschweig hinterlassene Geschichten über den ersten von einem Ferrari veröffentlichen Testbericht zirkulieren immer noch in der Redaktion. Seinen Lesern hat< <Tester>> im Prüfbericht vom 13. Juni 1951 lediglich so viel verraten:

<<Der 212 Export war der erste unter allen Testwagen, über dessen bei voller Rücksicht auf andere Straßenbenützer erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeiten des Sängers Höflichkeit schweigen muss..>>

Zeilen davor war der als pragmatisch nüchtern bekannte Pfeifenraucher schon schwerstens ins Schwärmen gekommen, und er entschuldigte sich dafür gleich selbst. <<Man überlege sich:

Eine Fahrleistung, die derjenigen eines Bugatti 2,3-Liter-Kompressor-Rennwagens entspricht, eine Beschleunigung im fünften (Schnell-)Gang, die den besten Anzug in irgendeinem Gang sämtlicher heute gebauter Serientourenwagen übertrifft, eine Lenkung, die beim Parkieren an einen Kleinwagen erinnert, eine Strassenlage, die in den Kurven der Zentrifugalkraft zu spotten scheint, eine Kupplung und ein Getriebe, die nach kurzer Instruktion auch einem Nichtexperten keine Probleme mehr bereiten, Bremsen, die bei 20 und 130 km/h gerade so arbeiten, wie man es sich wünscht—ein solcher Katalog von Tugenden mag erklären, weshalb an dieser Stelle die sonst so verpönten Superlative erscheinen>>.

Um die Positionierung des 212 von 1951 abzurunden, seien noch einige Messwerte angefügt:

V max im Mittelaus vier Messungen187 km/h , 0 bis 100 km/h in 10,9 s , Verbrauch im Schnitt 19,3 L/100 Km, Leergewicht 970 Kg, Verkaufspreis zirka 43000 Franken, damals eine Menge Holz.

Vor dem Testbeginn war der 212 noch nie richtig gefahren, darum wurde das Drehzahllimit in den unteren Gängen nicht ausgeschöpft.

Schneller Graf

Ferrari lieferte das Chassis 0090 E 12. März 1951 an den Erstkunden Graf Umberto Marzotto aus. Dieser hatte einen212 Spider in Auftrag gegeben (es gab auch ein Vignale-Coupé mit Schrägheck) und eine auf 7,6 :1 abgesenkte Verdichtung verlangt, was die Leistung von 160 auf zirka 150 PS reduzierte.

Bei Vignale bekam der Wagen seine Karosserie mit der kleinen Windschutzscheibe, danach übergab der Ferrari- Versuchschef den hellgrün/dunkelgrün lackierten Roadster der aus Bern angereisten Testequipe; ein abwechslungsreiches Autoleben begann.

Nach der AR im Mai 1951 durfte der 2,6-Liter-Zwölfzylinder auch von anderen Journalisten gefahren werden, bevor der Graf am 15. Juli die V. Coppa d’Oro delle Dolomiti in Angriff nahm und mit der Strassenzulassung <<VI 20824>> auf den elften Rang fuhr – bei insgesamt 106 Teilnehmern. Am 23. September stand der Aristrokat anlässlich der zwölften Bergfahrt Trieste-Opicina mit seinem 212 zuoberst auf dem Treppchen.

Ein Jahr später lieh Marzotto seinen Wagen für die gleiche Veranstaltung an Bruno Venezianaus, da dieser mit einem Ferrari 166 MM Barchetta Touring einen Achsschaden erlitten hatte. Das Fahrzeug blieb bis 1956 in der Familie Marzotto und wurde unter anderem von Contessa Gaea Pallavicini an der dritten Coppa delle Dame Como-Lieto-Colle eingesetzt (4. Gesamtrang).

Atlantiküberquerungen

Danach kam es zu diversen Halter -und Ortswechseln, über Bari und Modena erreichte der Zweisitzer zu Beginn der 60 er- Jahre Piedmont in Kalifornien und 1968 Schweden. 1974 verfrachtete Thomas A. Oleson sein zum Post War Classic gereiftes Schmuckstück für das erste Annual Monterey Historic Race in Laguna Seca/Kalifornien wieder über den Teich. Die Chronologie bekommt Lücken, aber 1989 ist das Auto im Besitz eines auf Klassiker spezialisierten Autohändlers in Kalifornien, und im gleichen Jahr wird es in Anaheim mit den Ziffern <CIAO BABY> zugelassen. 1990 reist der 212 by Vignale erneut nach Europa und muss mit den kalifornischen Nummernschildern die Mille Miglia bestreiten. Später wird die Vignale Barchetta dort für 395.000 US- Dollar weiterverkauft, 1995 in Palm Beach, Florida, am IV. Classic Concours d’Elégance gezeigt und schließlich im gleichen Jahr mit Händlerschildern wiederum an der Mille Miglia eingesetzt.

Danach kam es zu einer kompletten Revision V12- OHC (je eine Nockenwelle pro Zylinderbank) und zur Feilbietung für 650.000$. Es folgten weitere Präsentationen quer durch Amerika, eine Totalrestaurierung 1999, ein Verkauf an Jeffrey und Frances Fisher, welche den Ferrari unter anderem 2002 in Pebble Beach zeigten und dem Palmarès den Titel <<most elegant open car>> hinzufügen konnten.

Weil der jetzige Besitzer sein CEuvre am Wochenende vom 23./24. April am Concours d’Elégance Villa d‘ Este zeigen wollte, passierte im zürcherischen Fällanden das Wiedersehen mit der <<Automobil Revue>>. Nach der Luftfracht von New York nach Paris und auf der Strasse (in einem Transporter) von dort in die Schweiz sollte das Auto bei der Garage Wagner ordentlich in Szene gesetzt und bei Michel Zumbrunn für den Katalog abgelichtet werden.

Wertsteigerung

Ein kleines Ding neben dem stattlichen Ferrari Superamerica und GT Coupés, welche ebenfalls bei Wagner mit Swizöl poliert und bei Zumbrunn fotografiert worden sind, um hernach über den Laufsteg am Lago di Como geführt zu werden. Kilometerstand 6120; könnte unter der Voraussetzung passen, dass der Zierliche unprotokolliert nur selten auf den eigenen Achsen bewegt worden ist. Zustand neuer als neu. Statt beige ist das Interieur grün, perfekt zum zweifarbigen Outfit passend. Instrumentarium im- Zitat Braunschweig-<< Rokokostil>>.

Auf Knopfdruck springt die Maschine an. Schrill, wunderbar, spontan hochdrehend, phänomenal für die Maschine, deren zwölf Zylinder über einen einzigen Doppel-Fallstromvergaser, aber mit zwei Zündspulen versorgt werden (auf Wunsch gab es den 212er Motor mit drei Weber-Fallstromvergasern).

Gemäß Marcel Massini, einem ausgewiesenem Ferrari-Spezialisten, beträgt der geschätzte wert des 212 Export zwei Millionen US-Dollar. Viel Geld für einen spartanischen Zweisitzer mit hinterer, blattgefederter Starrachse, nicht wenig für ein optimal restauriertes Kleinod aus Maranello, aber offenbar realistisch für ein Auto, das den atlantischen Ozean öfters überquert hat als der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten.

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