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Vernarrt in Autos

Die Oldtimer-Szene gilt als Wohlfühlort betuchter älterer Männer.
Nun mischen weibliche Motorfans die Szene auf – mit Gespür
für Mechanik 

Junge weibliche Petrolheads fallen aus diesen Schemata heraus. Es ist im Land der Dichter, Denker und Benziner-Aficionados nicht wirklich vorgesehen, dass Frauen sich für Autos als Kulturgut interessieren. Und erst recht nicht, dass sie selbst daran herumschrauben. „Mädchen haben zu wenig Berührungspunkte mit Technik, und später wird ihnen im Auto nichts zugetraut“, sagt Laura Kukuk, Ingenieurin, Oldtimer-Sachverständige und Dozentin für Fahrzeugtechnik an der TH Köln. „Frauen sitzen zu oft nur auf dem Beifahrersitz.“ Sie stammt aus einem Familienunternehmen, das sich fest in der Automobilbranche etabliert hat, bei ihr fließt von Kindheit an „Benzin durchs Blut“, wie sie sagt. Sie fährt regelmäßig Rallyes, sie trägt ein Armband mit dem Anhänger eines ihrer Lieblingsmodelle: eines Lancia D24. Privat und beruflich interessiert sie sich für „so ziemlich alle Epochen“ der Autogeschichte, vom Vorkriegsmodell bis zum elektrischen Rennwagen. Kukuk identifiziert sich voll und ganz als Petrolhead, sagt aber auch: „Ich weiß nicht, wie ich als Mädchen ohne die familiäre Verbindung den Zugang zu dieser Welt hätte finden sollen.“ Und auch, wenn die 29-Jährige von klein auf fasziniert von Autos war: Easy war ihr Weg nicht immer. „Ich sag mal so: Die Oldtimer-Community ist super, sehr herzlich und hilfsbereit, aber als Frau in diese männerdominierte Welt einzusteigen – da muss man sich schon darauf einstellen, dauernd Schranken durchbrechen zu müssen.“

In der Szene seien nun mal hauptsächlich Männer über 50 unterwegs. Wenn sie zu Kunden fahre, um Oldtimer auf Alter, Wert und Fahrtauglichkeit zu überprüfen, werde sie häufig für die Assistentin gehalten. Dass eine Frau erklärt, warum welches Ersatzteil ausgetauscht werden muss? Undenkbar.
„Das kann man nur mit Humor nehmen“, sagt Kukuk. „Aber natürlich nervt es manchmal, sich zwangsläufig immer wieder mit der eigenen Rolle als Frau auseinandersetzen zu müssen, wenn ich eigentlich nur meinen Job machen will, den ich über alles liebe.“ Klar kann man diskutieren, ob es so viel Sinn ergibt, sich zu allen möglichen Themen stets „als Frau“ verhalten zu müssen. Hallo, wo ist die Freiheit im Jahr 2022, es kann sich ja wohl jeder für das interessieren, was ihm oder ihr wichtig ist, oder? Wer schreibt vor, ob man auf Instagram Beautyprodukte oder Oldtimer inszeniert, ob man Geisteswissenschaften studiert oder lieber in der Autowerkstatt unter der Hebebühne liegt? Niemand. Aber, das wird in den Gesprächen mit Frauen wie Hanna Schönwald oder Laura Kukuk klar: Es ist immer noch ein Unterschied, wenn man sich als Frau in einer vermeintlichen Männerdomäne positioniert. Und vor allem dann, wenn man nicht im stillen Kämmerlein für Autos schwärmt, sondern offensiv mit dem Faible an die Öffentlichkeit geht. Soll man die Zweifel, die Vorurteile, die einem entgegenschlagen, überhaupt thematisieren – oder macht es das nicht noch nerviger?

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